Ein Begriff – zwei Bedeutungen. Im Bau- und Malerhandwerk taucht der Begriff Abrieb gleich in zwei Zusammenhängen auf. Zum einen beschreibt er die Widerstandsfähigkeit einer Oberfläche gegen Beanspruchung und Reinigung (z. B. bei Wandfarben oder Fassadenputzen). Zum anderen bezeichnet er die Korngrösse bzw. Struktur von Putz, die durch das Abreiben nach dem Auftragen entsteht (z. B. „2 mm Abrieb“). Beide Bedeutungen sind wichtig – für die Optik, die Haltbarkeit und den Pflegeaufwand. Also begleiten Sie uns auf dieser Reise zu dem Abrieb verschiedener Oberflächen – sowohl als Körnung als auch als Widerstandsfähigkeit!
Abrieb verschiedener Oberflächen als Widerstandsfähigkeit
In diesem Fall beschreibt Abrieb die Widerstandsfähigkeit einer Oberfläche gegenüber mechanischer Belastung – also, wie stark sie sich beim Wischen, Scheuern oder durch alltägliche Nutzung abnutzt. Gerade bei Wandfarben im Innenbereich oder bei Fassaden im Aussenbereich spielt die Abriebfestigkeit eine entscheidende Rolle. Sie bestimmt, wie lange Oberflächen schön bleiben, wie pflegeleicht sie sind und wie oft renoviert werden muss.
Wer die richtige Oberflächenqualität wählt, spart langfristig Kosten und Aufwand. Denn je nach Raum, Nutzung und Beanspruchung sind unterschiedliche Materialien und Beschichtungen notwendig.
Abrieb im Innenbereich: Wandfarben, ihre Abriebklassen und Putzoberflächen
Nicht jede Wandfarbe ist gleich strapazierfähig. Um eine klare Orientierung zu bieten, werden Wandfarben nach der DIN EN 13300 in sogenannte Nassabriebklassen eingeteilt. Die Nassabriebklasse ist eine europäische Norm, die beschreibt, wie widerstandsfähig eine Wandfarbe gegen Reinigung, Scheuern und Nassbelastung ist. Sie zeigt also, wie gut sich eine gestrichene Oberfläche abwaschen lässt, ohne dass die Farbe beschädigt wird. Die entsprechenden Nassabriebklassen sind die folgenden:
- Klasse 1: Sehr strapazierfähig, selbst bei starker Beanspruchung. Ideal für Flure, Treppenhäuser, Arztpraxen oder Kindergärten.
- Klasse 2: Hoch belastbar, gut abwaschbar – perfekt für Küchen, Badezimmer oder Kinderzimmer.
- Klasse 3: Mittlere Belastbarkeit, geeignet für Wohn- und Schlafzimmer.
- Klasse 4: Geringe Beständigkeit – nur für schwach beanspruchte Räume.
- Klasse 5: Sehr geringe Beständigkeit – nur für dekorative Flächen, die nicht gereinigt werden müssen.
Je höher die Klasse, desto resistenter ist die Oberfläche gegen Reinigung und Abnutzung – ein wichtiger Faktor für hygienische und langlebige Innenräume. Entsprechend macht sich auch bei Putzoberflächen die Abriebfestigkeit bemerkbar:
- Glattputze wirken edel und modern, sind aber anfälliger für Kratzer und Flecken.
- Strukturputze sind robuster, kaschieren kleinere Beschädigungen und lassen sich leichter reinigen.
Gerade in stark frequentierten Räumen wie Fluren oder Treppenhäusern sind robuste Putze von Vorteil.
Abrieb im Aussenbereich: Fassadenputz und Naturoberflächen
Fassaden sind täglich grossen Belastungen ausgesetzt: Witterung, UV-Strahlung, Regen, Wind und mechanische Einflüsse. Deshalb ist die Wahl des richtigen Putzes entscheidend:
- Mineralische Putze (z. B. Kalk- oder Zementputze) überzeugen durch Langlebigkeit, hohe Widerstandsfähigkeit und Atmungsaktivität. Sie sind äusserst abriebfest, können Feuchtigkeit regulieren und tragen zu einem gesunden Wohnklima bei.
- Kunstharzputze sind elastischer, weniger rissanfällig und sehr widerstandsfähig gegen Schlagregen. Allerdings sind sie weniger diffusionsoffen, was in manchen Fällen berücksichtigt werden muss.
Neben Putz finden sich an Fassaden auch viele andere Materialien, deren Abriebfestigkeit unterschiedlich ausgeprägt ist:
- Sichtbeton ist hart und widerstandsfähig, benötigt aber Schutzbeschichtungen, um vor Verschmutzung und Witterungsabrieb geschützt zu bleiben.
- Naturstein ist langlebig, wird jedoch durch sauren Regen und Umwelteinflüsse über Jahrzehnte sichtbar angegriffen.
- Holzfassaden wirken lebendig und warm, benötigen aber regelmässige Pflege (Lasuren, Öle, Anstriche), um dauerhaft abriebfest und witterungsbeständig zu bleiben.
Warum Abriebfestigkeit so wichtig ist
Die Wahl der richtigen Abriebklasse und der passenden Oberfläche hat viele Vorteile. Dazu gehören unter anderem:
- Längere Haltbarkeit: Wände und Fassaden müssen seltener renoviert werden.
- Pflegeleichtigkeit: Abwaschbare und robuste Oberflächen lassen sich schneller reinigen.
- Hygiene: Besonders in stark beanspruchten Räumen von Vorteil.
- Nachhaltigkeit: Weniger Sanierungszyklen bedeuten weniger Materialverbrauch und geringere Kosten.
Abrieb als Putzstruktur (Körnung)
Neben der Widerstandsfähigkeit wird „Abrieb“ im Handwerk auch verwendet, um die Korngrösse und Struktur von Putz zu beschreiben. Beim Auftragen wird der Putz mit dem Reibebrett „abgerieben“ – dadurch entsteht die sichtbare Oberfläche. Typische Körnungen sind dabei:
- Feiner Abrieb (0.5 – 1 mm): Sehr glatte, elegante Optik, ideal für moderne Innenräume. Etwas empfindlicher gegen mechanische Belastung.
- Mittlerer Abrieb (1.5 – 2 mm): Klassische Fassadenstruktur, universell einsetzbar, gute Balance zwischen Optik und Robustheit.
- Grober Abrieb (3–4 mm): Rustikale Wirkung, extrem widerstandsfähig, vor allem für stark beanspruchte Aussenfassaden geeignet.
Die Wahl der Körnung beeinflusst nicht nur das Erscheinungsbild, sondern auch die Pflege und Beständigkeit. Grobere Strukturen sind robuster, feinere wirken edler, sind aber anfälliger.
Mehr über verschiedene Putzarten und deren Körnungen erfahren Sie in unseren Beiträgen «Verputzarbeiten – Professionelle Gipserarbeiten für glatte und langlebige Innenwände» und «Verputz als Fassadengestaltung – diese Möglichkeiten gibt es».
Warum beide Aspekte wichtig sind
Ob man von Abrieb im Sinne der Widerstandsfähigkeit oder von Abrieb als Putzstruktur spricht – in beiden Fällen geht es darum, die Oberfläche optimal an die Nutzung anzupassen. So sind beispielsweise in Innenräumen hohe Nassabriebklassen besonders in stark beanspruchten Bereichen wie Küchen, Fluren oder Kinderzimmern wichtig, da sie eine leichte Reinigung und hohe Widerstandsfähigkeit ermöglichen. Wer Wert auf ein elegantes Erscheinungsbild legt, entscheidet sich zudem für feineren Putz, der eine glatte und edle Oberfläche schafft. An der Aussenfassade hingegen kommt es vor allem auf robuste Putzarten mit passender Körnung an, um die Fassade dauerhaft zu schützen und gleichzeitig die gewünschte Optik zu erzielen. Dabei gilt: Während die Körnung in erster Linie das Erscheinungsbild prägt, bestimmt die Abriebklasse die Pflegeleichtigkeit und Haltbarkeit der Oberfläche.
Abrieb verschiedener Oberflächen – So treffen Sie die richtige Wahl
„Abrieb“ ist im Bauwesen ein vielseitiger Begriff. Einerseits steht er für die Widerstandsfähigkeit von Farben und Putzen, andererseits für die Struktur und Körnung bei Putzoberflächen. Beide Aspekte beeinflussen massgeblich die Langlebigkeit, Pflegefreundlichkeit und Optik von Wänden und Fassaden. Um die richtige Wahl für den Abrieb verschiedener Oberflächen in Ihren vier Wänden zu wählen, müssen Sie sich erst darüber klar werden, ob die Rede von der Körnung oder der Widerstandsfähigkeit ist. Anschliessend geben Ihnen der Ort und die Frage danach, wie häufig die Stelle frequentiert wird, Informationen zu der Auswahl einer Körnung oder Abriebklasse.
Wir von der MVM AG unterstützen Sie ebenfalls gerne bei der Auswahl der passenden Materialien und dem Abrieb verschiedener Oberflächen. Von abriebfesten Wandfarben bis hin zu langlebigen Fassadenputzen entwickeln wir massgeschneiderte Lösungen für Ihr Projekt. Nehmen Sie jetzt Kontakt auf und lassen Sie sich von uns beraten!